LinkedIn hat weltweit rund 950 Millionen Mitglieder. Im deutschsprachigen Raum sind es derzeit rund 22 Millionen. Davon sind etwa 150.000 Freelancer in der DACH-Region.
Die Top 7 der am stärksten vertretenen Branchen auf LinkedIn sind
- Information Tech & Service mit 29,6 %
- Mental & Health mit 24,4 %
- Construction mit 10,8 %
- Retail 10, 5%
- Education Management 9,8 %
- Financial Services 8,5 %
- Accounting 6,4 %
(Die Quelle zu diesen Daten findest du hier)
In diesem Artikel geht es jedoch um selbständige kreative Berufe wie Industriedesigner, Architekten, Innenarchitekten, Illustratoren und Grafikdesigner, um die Frage zu beantworten, ob LinkedIn die richtige Plattform für Dich als Kreativer Freelancer ist.
Wer die obigen Zahlen gelesen hat, wird festgestellt haben, dass die Kreativwirtschaft in den Top 7 Branchen nicht wirklich vorkommt. Das bedeutet auch, dass es sich um eine Nische handelt.
Tatsache ist, dass relativ wenige Designer und Künstler auf LinkedIn zu finden sind. Woran liegt das? Ist Design nicht das Geschäft eines kreativen Freiberuflers? Sind Instagram oder TikTok so viel effektiver? Die Zielgruppe, also die Entscheider, findet man eher auf einer Social Media Business Plattform wie LinkedIn. Und auch Führungskräfte sind Menschen, die schöne Dinge mögen. Warum sollte man sie nicht auf LinkedIn ansprechen?
LinkedIn hat den Ruf, sehr seriös zu sein und nur aus Krawattenträgern zu bestehen. Dass dem nicht so ist, beweisen viele Thought und Corporate Influencer.
Was sagen Kreative, die sich erfolgreich auf LinkedIn vernetzen?
Ich habe mich ein wenig bei denjenigen umgehört, die LinkedIn schon eine Weile als kreative Freelancer nutzen. Eine von ihnen ist Karolina Zolubak. Bevor Karolina auf LinkedIn aktiv wurde, war ihr Social Media Spielfeld Instagram. Aber sie wollte mit Unternehmen zusammenarbeiten und entschied sich, es mit LinkedIn zu versuchen.
Hier ist ihre Antwort auf zwei Fragen, die ich ihr gestellt habe:
Karolina, warum sind deiner Meinung nach so wenige Kreative auf LinkedIn aktiv?
“Ich habe den Eindruck, dass viele Kreative denken, LinkedIn sei eine Plattform für Jobsuchende, Angestellte, Krawattenträger oder CEOs großer Konzerne. Sie sehen die Plattform als spießig oder einfach nicht kreativ an, ohne in den vergangenen Jahren einen Blick auf LinkedIn geworfen zu haben.
Sie haben die Entwicklung von LinkedIn zur Content-Plattform verpasst. Da nehme ich mich von vor ein paar Jahren nicht raus. Ich dachte auch, LinkedIn wäre so ein zweites Xing, wo man seinen Lebenslauf poliert, um von Headhuntern gefunden zu werden. Mir war nicht klar, wie viel interessanter Content in den Timelines stattfindet.
Zusätzlich richten sich viele Content Creators bei der Wahl der Plattform nach der Art des Contents, den sie erstellen: Wer Bilder erstellt, nutzt Instagram, Videos gehören auf Youtube und TikTok, Bastelideen findet man auf Pinterest. Dabei sollte man sich doch viel eher fragen: Wo sind die Menschen, die ich erreichen möchte? Ich möchte gerne für Unternehmen illustrieren, deswegen bin ich auf LinkedIn.”
Wie reagieren sie auf das E-Book, in dem du eine Art Anleitung für LinkedIn gibst?
“Viele Kreative haben mich durch Podcasts entdeckt, in denen ich erkläre, wieso ich denke, dass LinkedIn für uns genau die richtige Plattform ist. Sie sind vielleicht überrascht von dem Perspektivwechsel.
Es scheint jedoch auch einen großen Bedarf danach zu geben, denn viele kaufen das E-Book und fangen mit ihrer LinkedIn Strategie an. Wenn ich mir die Statistiken der Illustratoren Organisation ansehe, dann sind diese ziemlich ernüchternd. Über die Hälfte der Kreativen kann nicht allein von ihrem Beruf leben.
Das liegt nicht an ihrem Können, die meisten haben, ein großartiges Handwerk und sind höchst talentiert. Es liegt eher an den unternehmerischen Fähigkeiten vieler Kreativer. Und diese kann man wunderbar auf LinkedIn stärken, lernen und anwenden. Ich hoffe, ich kann an meinem Beispiel zeigen, dass es geht: Vollzeit als Illustratorin zu arbeiten und gut davon leben zu können. Und ich hoffe, viele machen es mir nach.”
“Designing a product is designing a relationship.”
Steve Rogers, Interaction Designer
Netzwerken eigentlich Designer, Künstler und Architekten?
Sie sind sogar die Könige der Vernetzung. Die meisten Gemeinschaften wurden von kreativen Menschen gegründet. Erinnern wir uns an das Bauhaus in Weimar. Das waren alles hochkarätige Experten der bildenden Kunst. Und schufen damit einen Mythos.
Oder das Künstlerdorf Farm Cultural Park in Favara (Mazzarino) auf Sizilien, wo sich seit 2010 Künstler aller Art treffen, gemeinsam arbeiten und leben.
LinkedIn mag spießig wirken, aber hinter jedem Nutzer steckt ein Mensch. Die einen Sinn für schöne Dinge haben. Auch hier entstehen viele Communitys, die einander unterstützen. Kreative tauschen sich mit Managern, Trainern und Ingenieuren aus. Warum sollte da kein Platz sein für Industriedesigner, Architekten und Künstler? Und vielleicht ist ja auch der ein oder andere Entscheider*in dabei, der die Kunst gerne unterstützt?
Um mehr Feedback von kreativen Freiberuflern zu bekommen, habe ich zusätzlich Kerstin Bethan, Innenarchitektin und Unternehmensberaterin, gefragt. Sie richtet sich speziell an Unternehmen, die ihre Räumlichkeiten wie Büros, Kantinen oder Kaffeeküchen verändern wollen.
Aus welchem Grund hast du dich entschieden, auf LinkedIn aktiv zu werden?
Ich habe mich entschieden, auf LinkedIn aktiv zu werden, nachdem ich im vergangenen Jahr ein Business Coaching absolviert habe, in dem ich gelernt habe, mich digital besser aufzustellen. Neue Website, Landingpage und natürlich Social Media. In einem Workshop mit Davorin Barudzija habe ich gelernt, dass es im B2B-Bereich essenziell ist, sich ein gutes Netzwerk auf LinkedIn aufzubauen und natürlich auch Tipps und Tricks zu erhalten, wie das am besten funktioniert.
Wie fühlst du dich nach sechs Monaten Aktivität?
Ganz spontan würde ich sagen, ich fühle, dass sich etwas bewegt. Ich spüre Rückenwind. Nachdem am Anfang nicht viel passiert ist, merke ich gerade in den letzten zwei Monaten verstärkt Reaktionen. Dass man mich kennt. Gerade am Anfang war es eine Überwindung für mich, zu kommentieren oder gar Beiträge zu posten. Mittlerweile ist es tägliche Gewohnheit geworden. Es macht sogar Spaß.
Ich fühle mich allmählich wohl auf der Plattform.
Ich sehe das Potenzial, das noch ungenutzt vor mir liegt. Im Coaching wurde immer betont: Geduld ist der Schlüssel. Netzwerke brauchen Zeit, um zu wachsen und ihre eigene Dynamik zu entwickeln. Und ich? Ich bin mehr als zufrieden mit dem Weg, den ich eingeschlagen habe.
Mein Fazit
Nicht nur Social-Media-Plattformen wie Instagram oder TikTok können deinem kreativen Business eine Bühne geben. LinkedIn ist ein Ort des konstruktiven Austauschs, wo du dich vernetzen oder einfach nur private Nachrichten austauschen kannst. Außerdem hast du die Möglichkeit, Kunden zu finden, die zu dir passen. Ein perfektes Match also.
Haben wir dich überzeugt, auf LinkedIn aktiv zu werden?